Es ist wie damals vor 2500 Jahren. Nach einer langen Reise im Inneren wie im Außen stehe ich zwischen den Pfoten der großen Sphinx von Gizeh am Altar vor der Traumstele. Die Sonne schläft noch. Der scheinbar undurchdringliche Blick dieses rätselhaften Wesens aus Löwenkörper und Menschenkopf schaut in Richtung Osten, wo Re aus Heliopolis jeden Morgen neu erscheint und das weite Land am Nil mit seinem Licht überflutet. Über der Sphinx leuchten die Sterne und besonders hell der Sirius, mit dem die Ägypter so sehr verbunden waren. Der Orion neben dem Sirus erinnert an die drei großen Pyramiden, die in der Morgendämmerung gerade so zu erahnen sind. Es ist ein magischer Moment zwischen den Pfoten der Sphinx zu stehen, bevor die Sonne erscheint. Aus unzähligen Berichten und Bilder liest man von der Sehnsuchtsreise zur Sphinx und ihren magischen Kräften, die direkt zu einem sprechen. Aber sie so unmittelbar anzuschauen, läßt einen erahnen, was die alten Schriften inspiriert hat. Man hat wirklich den Eindruck, daß die Sphinx spricht.

Die Sphinx vor Sonnenaufgang schaut nach Osten und hinter ihr steht der Orion mit dem Sirius.

Ich lehne an dem Altar und genieße diesen Augenblick im sanften Morgenlicht. Mit einem Mal ist es, als öffne sich ein Tor in mir und ein feiner Faden, der immer intensiver wird, verbindet mein Herz mit dem der Sphinx. Es scheint, als würde sie plötzlich lebendig werden und beginnen, zu dem Menschen zu ihren Füßen zu sprechen.

Ich beginne mich zu erinnern. Ich war schon einmal hier. Damals wie heute auf der Suche, die Weisheit wieder auf der Erde zu verankern und manchmal innerlich zerrissen von der faktischen Gewalt und den Abgründen der materiellen Welt. In mir gibt es Welten voller Sterne, Harmonie und vieler lebendiger Galaxien, Sterne und Planetenreiche. Hier als Mensch geboren, versucht alles um einen herum zu sagen, daß es nur ein naiver Traum sei. Es gibt nur diese eine Erde und es gibt nur dieses eine Leben. Alles andere ist Illusion. Damals war ich den Weisheitslehren alter Texte und Mythen gefolgt, um das Geheimnis zu finden und hatte nach einer beschwerlichen langen Reise aus dem Norden den Weg zur Sphinx von Gizeh gefunden. Zu sehen, wie die Sphinx zu den Sternen schaut und wieder ihre Präsenz zu spüren, baut Brücken zwischen Raum und Zeit zu einem viel größeren Plan.

Ich sehe und fühle, wie ich damals zusammenbrach und weinend vor der Sphinx lag. Ja, es war wahr, was ich in mir fühlte. Es war wahr, was die alten Schriften über der Herkunft der Menschheit erzählten. Es ist, als sei die Sphinx erbaut worden als Zeuge und Vermächtnis einer Welt vor dem Fall, einer Zeit, als die Himmel noch offen waren und die Götter noch unter uns. Was auch immer geschah, die Sphinx strahlt heute so wie all die Jahrtausende vorher weiter diese Kraft aus. Ich sehe in den Bildern meines Herzens, wie die Sphinx immer und immer wieder die Herzen der Menschen anpeilt, anklingt und berührt. Es ist dieses Feld der bedingungslosen Liebe, das von ihr ausgeht und auf der Erde verankert wird. Es ist ein ständiges Netz, das sie um die Erde webt, um die Menschheit aufzuwecken und sich zu erinnern. Selbst der einfachste Tourist, der am Tage an ihr vorbeihuscht, von Händlern und Kameltreibern bedrängt, wird kurz berührt und ist nicht mehr derselbe. Es ist ein kleiner Samen in seinem Inneren gelegt, der ihn nicht mehr loslassen wird. Auch wenn er vielleicht lange braucht, um aufzugehen, ist der Funke des neuen Lichtes doch gelegt. Es ist gut so, wie es ist. Der Samen, der mit der Sphinx gelegt wurde und von ihr weiter ausgeht, wird eines Tages aufgehen. Der Mensch wird wieder erwachen und sich seiner Herkunft erinnern. Es wird der Tag sein, der alles verändert.

Kurz bevor sich die Brücke über die Zeit schließt, spricht die Sphinx neben all den Bildern noch einen einzigen Satz zu mir, der heute hier steht, zu mir, der schon einmal hier war und immer noch weinend vor ihr liegt und zu jedem Menschen, der zu Ihr kommt. Es ist dieses Vermächtnis, weswegen dieses Monument errichtet wurde und es ist die Essenz aller Weisheitslehren und Mysterienschulen:

Erhebe Dich Mensch! Du bist in den Sternen geboren!!

Die Sphinx vor Sonnenaufgang kannst Du bei einer meiner Ägyptenreisen persönlich erleben:

https://www.pythagoras-institut.de/reisen/pyramidenreise.html